⏰ 79 Min.
🎬 Regie:
Wilhelm Semmelroth
🛠 Bearbeitung:
Gisela Prugel
🎼 Musik:
Hans Jönsson
🎤 Mit:
René Deltgen,
Rudolf Therkatz,
Peter Esser,
Kaspar Brüninghaus,
Werner Hessenland,
Hermann Pfeiffer,
Gerhard Geisler,
Heinrich Fürst,
Karl Maria Schley,
Rudolf Böhme,
Frank Barufski,
Herbert Kappen
Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton errang seinen Ruhm als Essayist, Romancier, Kritiker und parodierender Kriminalschriftsteller. Aber in keiner seiner Arbeiten sind alle diese Begabungen so vereint anzutreffen wie in seiner 1908 in London erschienenen burlesken Detektivgeschichte "Der Mann, der Donnerstag war".
"Donnerstag" ist ein Dichter, der von der Londoner Polizei für die Anarchistenabwehr angeworben wird und sich unter diesem Namen in eine Anarchistenbewegung einschleicht, deren Mitglieder nach den Wochentagen benannt sind. Es stellt sich bald heraus, dass alle Wochentage mit Ausnahme von Sonntag Polizeispitzel sind, die die wahre Identität von Sonntag aufdecken sollen.
Gilbert Keith Chesterton wurde 1874 in London als Sohn einer prostestantischen Familie der Mittelklasse geboren. Nach dem Besuch einer Kunstschule arbeitete er als Journalist für verschiedene liberale Zeitschriften, machte sich jedoch bald als Schriftsteller einen Namen. Chesterton gilt als einer der glänzendsten Stilisten der modernen englischen Literatur, in der er gleichwohl stets ein Außenseiter blieb. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören neben "Der Mann, der Donnerstag war" "Die Geschichten von Pater Brown". 1922 konvertierte Chesterton zum Katholizismus und schrieb mehrere theologisch inspirierte Werke, darunter Biografien über Franz von Assisi und Thomas von Aquin. Chesterton starb 1936 in London.
hoerspielTIPPs.net:«Mit der NWDR-Inszenierung von 1950 wagte man sich an Chestertons wohl bekanntestes und zugleich rätselhaftestes Werk: „Der Mann, der Donnerstag war“. Schon der Roman selbst changiert zwischen Kriminalgeschichte, Spionagestory, metaphysischer Satire und beinahe surrealistischem Traum – eine Herausforderung, die das Hörspiel mit der damaligen Radiomittel recht schlicht, aber durchaus wirkungsvoll aufgreift.
Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Dichters Syme, der in eine geheime Anarchistenorganisation eingeschleust wird. Doch die Verschwörung, in die er hineingerät, erweist sich zunehmend als Trugbild, die Figuren hinter den Masken verschieben sich, und bald verschwimmt die Grenze zwischen politischem Thriller und metaphysischem Gleichnis. Gerade dieser Balanceakt – der stetige Wechsel zwischen konkreter Handlung und philosophischem Untergrund – macht den Reiz, aber auch die Sperrigkeit des Stücks aus.
Die Inszenierung aus dem Jahr 1950 ist erwartungsgemäß zurückhaltend, stark textzentriert und weniger auf Atmosphäre oder Geräuschgestaltung ausgelegt. Der Fokus liegt auf den Dialogen, die teils getragen, teils theatralisch wirken, aber gerade dadurch eine eigentümliche Spannung erzeugen. Klanglich merkt man dem Stück natürlich das Alter an, doch die Tonqualität ist noch ordentlich genug, um den Gedankenfluss verfolgen zu können.
So bleibt dieses Hörspiel vor allem ein Zeitdokument: keine aufregende akustische Umsetzung, sondern eine schlichte, dialoglastige Interpretation, die den Kern von Chestertons Gedankenspiel immerhin transportiert. Wer sich auf die altertümliche Machart und den philosophischen Unterbau einlässt, findet hier ein spannendes Beispiel für frühes Nachkriegsradio – mehr Denkanstoß als Nervenkitzel.»
Ursendung: 15.06.1950
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 09.08.2025
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