Hörspiel über eine Hochstaplerin wider Willen
Satire auf den Literaturbetrieb: Mara wird zur Hochstaplerin wider Willen in einem System, das Authentizität feiert.
Mara Wolf – Schulabbrecherin, Anfang zwanzig, depressiv und arbeitslos in Dresden – wird in einen Coup verwickelt. Der Literaturbetrieb sucht Authentizität. Da kommt Mara gerade recht. Sie lässt sich auf einen gewagten Plan ein.
Mara ist vieles zugleich: depressiv und hochmotiviert, pleite und nicht pleite – und auf ihrem Instagram-Account ist sie auch Schrödingers Grrrl. Doch dann kommt noch eine Version von Mara hinzu, auf die sie selbst nicht gekommen wäre: Literatur-Star.
Es beginnt mit einem unmoralischen Angebot von einem PR-Agenten, einem Lektor und einem strauchelnden Autor – drei mittelalte weiße Männer, die glauben keinen Platz mehr in der Literaturszene erreichen zu können. Aus ihrer Sicht wurde der Kulturkampf schon längst auf Bookstagram und Co. entschieden: The future is female. Doch in einem Anflug von vermeintlicher Brillanz schmieden die drei Männer einen Plan: Sie wollen für das neue Buch des Autors das Gesicht und den Namen einer jungen Frau und auf diese Weise den literarischen Betrieb austricksen. Mara, pleite und perspektivlos, lässt sich darauf ein und gibt sich als die Verfasserin eines autofiktionalen Buchs aus, das sie nicht geschrieben hat. Bald spricht Mara in Literatursendungen und auf den großen Lesebühnen Deutschlands. Kritikerinnen und Leser sind entzückt. Sie feiern die Newcomerin für ihre Authentizität und den Aufstieg, der zu gut klingt, um wahr zu sein: von der Bürgergeld-Empfängerin ohne Schulabschluss zur nachdenklichen, die Gegenwart beschreibenden Literatin. Das Spiel mit der Autofiktion scheint aufzugehen, doch für wen zahlt es sich auch aus?
Das Hörspiel nach dem Debütroman von Marlen Hobrack ist eine satirische Auseinandersetzung mit Klasse, Klischee und Klassenvoyeurismus. Es geht um Authentizität als Währung im Literaturbetrieb, um die Macht, die Menschen über die eigene Geschichte haben. Und um die Macht, die sie nicht haben.
Marlen Hobrack wurde 1986 in Bautzen geboren und lebt in Leipzig. Sie studierte Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften und arbeitete im Anschluss für eine Unternehmensberatung. Seit 2016 schreibt sie hauptberuflich für diverse Zeitungen und Magazine, u.a. Freitag, taz, Die Zeit, Die Welt und Monopol. Ihrem Sachbuch „Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet“ (2022) folgten „Klassismus“ (2023) und „Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt“ (2024). Marlen Hobrack wurde mit dem Jörg Henle Preis für Literaturkritik (2023) ausgezeichnet sowie – für ihren ersten Roman „Schrödingers Grrrl“ – mit dem Debütant:innen-Preis der Erfurter Herbstlese und dem Preis des Meißener Literaturfestes.
Ursendung: 12.08.2025
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 12.08.2025
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