⏰ 119 Min.
🎬 Regie:
Gert Westphal
🛠 Bearbeitung:
Gert Westphal
🎤 Mit:
Pinkas Braun,
Hans Paetsch,
Annedore Huber,
Joachim Engel-Denis,
Ernst August Schepmann,
Gisela Zoch,
Gustl Halenke,
Hans Joachim Horn,
Martina Otto,
Albert Hörrmann,
Hans Pössenbacher,
Karl John,
Gert Westphal
Ein Demokrat auf verlorenem Posten: Der Politiker Theodor Chindler kämpft während des ersten Weltkriegs gegen die Windmühlen politscher und weltanschaulicher Extreme an – und scheitert an seiner eigenen Familie.
1914-1918, Deutschland ist im Krieg. Der Reichstagsabgeordnete Theodor Chindler, Mitglied der katholischen Zentrumspartei, setzt sich in ideologisch vermintem Gelände für demokratische Grundwerte ein. Dabei stößt er nicht nur in den politischen Hinterzimmern auf Widerstände, sondern auch innerhalb der eigenen Familie auf unvereinbare Gegensätze: Chindlers Söhne Ernst und Karl nehmen fanatisch am Krieg teil, während die emanzipierte Tochter Maggie sich militanten Sozialisten anschließt und der jüngste Sohn Leopold seine homosexuelle Neigung entdeckt. Inmitten des Zusammenbruchs des Wilhelminischen Kaiserreichs, während Streit, Hass und Misstrauen sich durch alle Schichten der Gesellschaft fressen, konstatiert er lakonisch: „Meine Generation kennt nur noch eins: die Wut.“ Am Ende wird eine Republik geformt, die fragil und kurzlebig sein wird. Erzählt in einer Überblendung aus Realgeschichte und biografisch-fiktivem Familienepos, beeindruckte die Chronik so unterschiedliche Literaten wie Thomas Mann und Bertolt Brecht. Bis heute hat das Werk des Nachfahren von Clemens Brentano und Bettina von Arnim nicht an Aktualität eingebüßt.
Bernard von Brentano (1901-1964), Schriftsteller und Journalist, war Mitglied im P.E.N. und engagierte sich beim Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. In seinem 1929 erschienenen Essay „Über den Ernst des Lebens“ wertete Brentano Kriegsbriefe gefallener Soldaten aus und kritisierte die Verherrlichung des Krieges, 1932 erschien sein Roman „Der Beginn der Barbarei in Deutschland“. Im Nationalsozialismus wurden seine Bücher verbrannt, von Brentano emigrierte in die Schweiz. Dort entstand 1936 sein Hauptwerk „Theodor Chindler“, 1945 folgte die Fortsetzung unter dem Titel „Franziska Scheler.“ Trotz Brentanos Repatriierung ins Deutsche Reich 1940 kehrte er erst 1949 nach Deutschland zurück, in das „Land der Liebe“, wie er es in seiner Autobiografie nannte. Sein Motto: „Sagen lassen sich die Menschen nichts, aber erzählen lassen sie sich alles.“
Ursendung: 10.10.1960
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